Die Chronobiologie
Die Chronobiologie ist das Wissen über die zeitlichen Regelung der biologischen Abläufe im Menschen oder anders ausgedrückt über die innere Uhr des Menschen.
Im Oktober 2017 ging der Nobelpreis in Medizin oder Physiologie an Forschungen zur Chronobiologie.
Circadiane Rhythmen
Als Mensch unterliegen wir den Rhythmen der Natur. Betreffen diese Rhythmen den Tagesverlauf, so sprechen wir von circadianen Rhythmen.
Die meisten circadianen Rhythmen betreffen uns direkt und unmittelbar.
Innere Zeitgeber, wie zB. die Organuhr regulieren unsere Körperfunktionen.
Äußere Zeitgeber, wie z.B. die Sonne und das Licht regulieren ebenso unsere Körperfunktionen.
Alles ist fein aufeinander abgespielt und eingestellt, wie die Zahnräder in einem Uhrwerk.
Unser Körper besitzt einen eingebauten 24-Stunden-Rhythmus, der je nach Veranlagung ein paar Minuten kürzer (die Lerche = Frühaufsteher, geht abends meist auch früher ins Bett) oder ein paar Minuten länger (die Eule = Langschläfer, bleibt abends bis tief in die Nacht auf) ist.
Je nachdem, wie weit der eigene Rhythmus vom 24-Std.-Takt abweicht, umso stärker sind die Auswirkungen spürbar.
Vorallem die Eulen spüren unser leben nach der äußeren Uhr und müssen ihre innere Uhr immer dem Zeitdogma der Gesellschaft unterwerfen.
Muss die Eule früh aufstehen weil z.B. die Schule um 8.00 Uhr beginnt (und unsere Teenager machen alle das Eulenleben irgendwann mal durch), so kann sehr schnell Schlafmangel entstehen, denn die Eule läuft abends zur Hochform auf und findet dann nur sehr schwer oder garnicht in den Schlaf.
Über das Licht können wir unsere innere Uhr mit der äußeren Uhr abgleichen.
Darauf ist unser System seit Jahrmillionen ausgerichtet.
Der natürliche Lichtgeber / Taktgeber ist die Sonne
Im natürlichen Lichtverlauf unterscheiden sich Sommer und Winter grundsätzlich in Lichtmenge und Lichtzusammensetzung. Darüber wird von Natur aus auch die Aktivitäten im Leben verstärkt oder eingeschränkt, der Tagesablauf wird der Lichtmenge angepasst.
- viel Beanspruchung
- hoher oxidativer Stress
- lange Tage
- kurze Nächte
- wenig Schlaf
- niedrige Regeneration, denn diese findet im Schlaf statt
- viel Ruhe
- niedriger oxidativer Stress
- kurze Tage
- lange Nächte
- viel Schlaf
- hohe Regeneration
Was passiert aber nun, wenn das Licht nicht mehr dem natürlichen Takt entspricht?
Unser Körper gerät aus der Balance!
Wie sieht unser heutiges Leben aus?
- viel Beanspruchung
- hoher oxidativer Stress
- lange Tage
- kurze Nächte
- wenig Schlaf
- niedrige Regeneration, denn diese findet im Schlaf statt
- viel Beanspruchung
- hoher oxidativer Stress
- lange Tage durch künstliches Licht
- kurze Nächte
- wenig Schlaf
- niedrige Regeneration, denn diese findet im Schlaf statt
Wir haben ganzjährig Sommer!

- Kurzfristig ist unser System in der Lage mit weniger Schlaf auszukommen.
- Unser Immunsystem ist in der Lage schadenfrei auf kurzfristige Belastungen zu reagieren
- Langfristiger Schlafmangel führt zu Energiemangel
Burnout und Depressionen nehmen zu - silent inflammation (stille Entzündungen) nehmen zu, weil die Regenerationszeit zu kurz kommt
- u.v.m.
Die Chronobiologie und Anpassung des Menschen an die Rhythmen der Natur geht noch weit über die genannte Lichtanpassung / Tageslänge hinaus. Wir unterliegen innerhalb unserer Nahrung, Hormonregulation, Immunsystem u.v.m. Rhythmen die durch den Jahresverlauf und Tagesverlauf gesteuert werden.
Ein weiteres Beispiel für die Veränderungen und die Auswirkungen auf unser System.
Immer mehr Menschen tragen heute Brillen. Abgesehen davon, dass wir heute unserem Sehsinn viel mehr Wert geben als den anderen Sinnen (nur was wir sehen nehmen wir als uneingeschränkte Wahrheit an, was wir „nur“ fühlen wird häufig in Frage gestellt… denken Sie mal drüber nach!)
In unserem Auge gibt es auf der Netzhaut Fotosensoren mit unterschiedlichen Aufgaben: Stäbchen und Zapfen. Die Aufgabe der Stäbchen ist das Sehen bei geringer Helligkeit = Nachtsehen oder Dämmerungssehen. Zapfen sind dazu da, bei Tageslicht zu sehen und die Farben wahrzunehmen.
Während des Sommers werden die Fotosensoren stärker beansprucht als im Winter. Der Winter ist auch hier die Zeit der Regeneration, die Fotosensoren können sich im Schlaf erholen. Reduziert sich der Schlaf jedoch im Winter und sind die Augen vermehrt Licht ausgesetzt (Kunstlicht mit hohem Blaulichtanteil), so findet auch hier eine verringerte Regeneration statt. Der erhöhte oxidative Stress im Auge und die damit verbundenen freien Radikale lassen Fotosensoren zu Grunde gehen. An und für sich ein natürlicher Vorgang. Reduziert sich jedoch die Regenerationsphase zeitlich, so gehen mehr Sensoren zu Grunde als der Körper neu bilden kann. Schleichend lässt die Sehfähigkeit nach. Das wird nochmal verstärkt durch das heutige Blaulicht der LED und Energiesparlampen.
- Gehen Sie achtsam mit Licht um.
- Passen Sie ihr Leben den natürlichen Rhythmen an
- reduzieren Sie Ihre Aktivitäten im Winter
Mehr zur Chronobiologie können Sie in den Unterthemen über Rhythmus lesen